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Grundlegendes zu den Kampfkünsten
Die traditionelles Unterrichtsmethode am Beispiel Taekwon-Do
Quanfa/Kempo
Budo
Zen
Taekwondo, Taekwon-Do, Tae Kwon Do
Merkmale für den traditionellen Unterricht
Traditionelles Taekwon-Do
Verbände – Taekwon-Do Federation, Taekwondo Association usw.
Abschließendes
Kampfsport oder Kampfkunst?
Grundlegendes zu den Kampfkünsten
Die verschiedenen Kampfkünste
Grundsätzlich gibt es harte und weiche Kampfkünste, mit oder ohne Waffen.
Beispiele für
- weiche Kampfkünste: Tai-Chi-Chuan und Aikido,
- harte Kampfkünste: Taekwon-Do, Khmer-Boran und Karate,
- Kampfkünste ohne Waffen: Judo,
- Kampfkünste mit Waffen: Kendo, Iaido und Escrima.
Prinzipiell ist aber jede Mischung zwischen den 4 oben genannten Eigenschaften als Kampfkunst möglich. An den vielen verschiedenen Kung-Fu Stilen sieht man das deutlich.
Mit oder ohne Waffen?
Ob eine Kampfkunst mit oder ohne Waffen ausgeübt wird, ist inhaltlich meist von untergeordneter Bedeutung. Spätestens in der Selbstverteidigung werden für den waffenlosen Kämpfer auch Waffen interessant und der ansonsten bewaffnete Kämpfer muss auch die Situation üben, unbewaffnet einem Gegner gegenüber zu treten. Man hat ja nicht immer sein Schwert oder Stock dabei, auf der anderen Seite wäre man ja bescheuert einen zufallig in der Hand gehaltenen Stock loszulassen um waffenlos anzutreten – Kampfkünstler sind praktisch!
Die Ausnahme zu dem hier gesagten sind rein rituell ausgeübte Künste, z.B. die Zen-Kunst Bogenschießen.
Die traditionelle Unterrichtsmethode am Beispiel Taekwon-Do
Um das traditionelle Element in den Kampfkünsten zu verstehen, muss man natürlich ein wenig über die Tradition wissen.
Quanfa / Kempo
Für die asiatischen Kampfkünste / Kampfsportarten gibt es den Namen Quanfa oder Kempo, der die alten Kampfmethoden Asiens von Indien bis Japan und von China bis Indonesien zusammenfasst. Dazu gehören weiche oder harte Kampfkünste, mit oder ohne Waffen.
So unterschiedlich die Stilrichtungen auch sind, eines haben sie gemeinsam:
Zu den körperlichen (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Geschmeidigkeit), technischen (Schritte, Schläge, Hebel, Würfe etc.) und geistigen (Siegeswille, Durchhaltevermögen) Fähigkeiten kommt die, je nach Kampfkunst mehr oder weniger bewusste, Kontrolle der Lebensenergie selbst. In Indien wird sie „Prana“ genannt (wer Yoga macht, kennt den Begriff), in China „Chi“ (z.B. Tai-Chi-Chuan) und in Korea und Japan „Ki“ (z.B. Hap-Ki-Do oder Ai-Ki-Do).
Allerdings erkennt man nicht immer am Namen der Kampfkunst, ob die Kontrolle der Lebensenergie ein essentieller Teil ist, sondern an einer ausgeprägten Atemschulung. Im Taekwondo z.B ist der Kiap (koreanisch) oder Kiai (japanisch), der mächtige Laut aus dem Unterbauch, ein wichtiger Bestandteil dieser Ausbildung.
Budo
Der Begriff Budo steht für die meist japanischen Kampfkünste, die in der Tradition der Samurai stehen.
Bu heißt übersetzt Militär (übertragene Bedeutung „Kriegskunst“) und Do wird oft treffend/unzutreffend mit Weg übersetzt (die übertragene Bedeutung entspricht eher „Selbstverwirklichung“).
Noch zwei weitere Begriffe sind mit Budo verknüpft, Bujutsu als Oberbegriff der reinen Lehre der Kampftechniken und Bushido (meist mit „Weg des Kriegers“ übersetzt) der Verhaltens- oder Ehrenkodex, dessen Befolgen oder Leben für den Krieger aus der reinen Bujutsu-Lehre einen Weg zur Selbstverwirklichung macht – Budo.
Unbezwingbarer Geist, Pflichterfüllung, Etikette, ehrbares Handeln sind Teile des Kodex.
Eine andere, sehr philosophische Deutung des Wortes Bu sieht darin zwei andere Zeichen enthalten, die „Waffen anhalten“ bedeuten – wird gern als die Vollendung des Budo angesehen.
Budo-Künste erkennt man oft am Do im Namen: Taekwon-Do, Judo, Kendo, Iaido und weitere. Aber auch hier ist das Vorhandensein des Do im Namen kein Garant, dass Budo praktiziert wird.
Manchmal kreieren Leute Kampfarten, indem sie hier und da was von nehmen, noch eigenes dazupacken, sich einen Namen ausdenken und das Wörtchen Do anhängen, um den Eindruck einer Tradition zu erwecken. Oder aber es ist eigentlich eine Budo-Kunst, wird aber nicht mehr traditionell unterrichtet.
Zen
Zen ist eine spezielle Richtung des Buddhismus.
Im Buddhismus geht es um das Erreichen des Satori (Erleuchtungserlebnis) und das Eingehen in das Nirwana (Einswerdung mit der alles durchdringenden Energie). Für den Buddhisten sind wir alle Teile dieser Energie, stammen daraus und streben wieder zurück. Weiter soll an dieser Stelle aber nicht eingegangen werden.
Im Zusammenhang mit dem Unterricht traditioneller Kampfkünste wie Taekwon-Do und andere, ist für den Zen-Praktizierenden nicht das primäre Ziel das Erlernen der 1398zigsten Spezialtechnik oder das Verfeinern einer Technik bis in den Mikrometerbereich, um eine gottähnliche Perfektion zu erreichen. Das eigentliche Problem ist, dass wir unsere Herkunft vergessen haben. Wenn wir wieder mit unserem Ursprung verbunden sind, dann haben wir das Wissen um diese Fähigkeiten selbstverständlich.
Der Zen-Künstler wird also seine ganze Energie dafür einsetzen, die Lücke zwischen seinem Tagesbewusstsein und den unterbewussten, intuitiven aber vergessenen Fähigkeiten zu überbrücken.
Taekwondo, Taekwon-Do, Tae Kwon Do
Das „Traditionelle Taekwon-Do“ ist alles drei: es ist Kempo, es ist Budo und es ist Zen-Kunst.
Unabhängig davon, ob Vollkontakt, Semikontakt oder Kontaktlos geübt wird, kann es traditionelles Taekwon-Do sein oder auch nicht.
Es gibt traditionelle Taekwon-Do Meister in allen „Tae Kwon Do“ Stilrichtungen. Es ist davon abhängig, ob der Lehrer / Meister selbst traditionell, klassisch ausgebildet wurde oder wird und dass sein Herz dauerhaft (zumindest über seinen Meister) damit verbunden ist – er wird gar nicht anders ausbilden können und wollen.
Auf der anderen Seite wird ein Lehrer / Meister, der keine traditionelle, klassische Ausbildung genossen hat oder sie vorzeitig (bevor eine echte Verbindung entstanden ist) abgebrochen hat, auch nie im traditionellen Sinne unterrichten können. Beispiele dafür gibt es genug, auch wenn sie sich „Traditionell“ nennen. Es ist dann nichts weiter als eine Marketing-Phrase und wie die meisten anderen Phrasen Betrug am „Kunden“ (Schüler).
Es gibt einen deutlichen Unterschied!
Merkmale für den traditionellen Unterricht
Traditionelles Taekwon-Do ist sehr diszipliniert und reglementiert. Die Regeln gelten für alle! Es wird auf Etikette und Sauberkeit geachtet. Es gibt ein Taekwondo für alle (auch kein für Kinder inhaltlich abgespecktes „Kinder-Taekwondo“). Im Übungsraum wird geübt, nicht geplappert usw.
Die traditionellen Riten vor, während und nach dem Unterricht werden strikt eingehalten.
Als Zuschauer muss man eine außergewöhnliche Konzentration wahrnehmen. Der Meister beherrscht mit seiner Persönlichkeit den Raum, alle Schüler folgen.
Traditionelles Taekwon-Do
Das Befolgen der traditionellen Riten ermöglicht schon vor dem Unterricht eine Sammlungsphase, durch die im Unterricht ein aussergewöhnlich hohes Konzentrationslevel erreicht werden kann, da das Niveau mit Beginn der Schulung schon fortgeschritten (keine unnötigen Gedanken stören) ist.
Diese extreme Konzentration auf das „Hier und Jetzt“ lässt den Übenden den Alltag, die Müdigkeit und alles Störende vergessen und eröffnet so den Einblick in Aspekte unserer Persönlichkeit, die durch unsere täglichen Sorgen und Nöte und durch eingebildete Unzulänglichkeiten im Verborgenen lagen.
Im traditionellen Taekwon-Do hat man ein mächtiges Werkzeug zur Hand – den eigenen Körper. Jeder, der schon einmal halbwegs ernsthaft Sport betrieben hat, weiß wie schnell der „eigene innere Schweinehund“ zum Vorschein kommt und bremsend eingreift. „Das Schleifen des eigenen Schweinehundes“ ist das Mittel, um aus unseren Geist einen „unbezwingbaren“ zu machen.
Ein weiteres Werkzeug ist der schon oben genannte Kiap, der mächtige „HA“- oder „AA“- Laut aus dem Unterbauch, der die Ki-Kräfte (die Lebensenergie) fördert, jeden bewußten Gedanken zerstört und somit die Führerrolle des Tagesbewußtseins zurückdrängt, damit die unbewußten, natürlichen, intuitiven, noch verborgenen Fähigkeiten in den Vordergrund treten können.
Traditionelles Taekwondo kann schon in den ersten Monaten / Jahren erstaunliches bewirken und selbst den unruhigsten Geist zum Stillstand bringen.
Verbände – Taekwon-Do Federation, Taekwondo Association usw.
Für einen traditionellen Meister ist es völlig ohne Belang, ob das was er macht Taekwondo, koreanisches Karate, Taekwon-Do, Taekyon oder sonstwie heißt. Ebenso der Hickhack mit den vielen verschiedenen Verbänden, die es für diese Kampfkunst / diesen Kampfsport gibt. Zum einen wurde politische Macht mißbraucht um mit Taekwondo die eigenen Ziele zu verfolgen, zum anderen haben sich die zwei grossen Weltverbände (WTF und ITF) durch den Bruderzwist zwischen Süd- und Nordkorea so manifestiert, wie sie sich heute darstellen. Und daraus folgend die vielen Absplitterungen von Meistern und Gruppen, die mit solcher Politik nichts zu tun haben wollten und wollen – zum Teil auch nur wieder, um selbst eine mächtigere Position zu erlangen.
Für einen traditionellen Taekwon-Do Meister ist das absolut unwichtig, ob innerhalb eines Verbandes oder außerhalb, es macht für seinen Unterricht keinen Unterschied!
Abschließendes
Taekwon-Do ist dann traditionell, wenn in der Ausbildung die traditionellen Wurzeln Quanfa/Kempo – Budo – Zen zu erkennen sind. Es ist natürlich klar, dass es die hier beschriebene starre Abgrenzung dieser Wurzeln voneinander nicht gibt, sie dient nur der einfacheren Erläuterung.
Im Internet sieht man manchmal Artikel wie etwa:
„Taekwon-Do soll traditionell sein? – Ha, Ha, Ha – Taekwondo gibt es doch erst seit ca. 50 Jahren!“
Ich hoffe, dass dieser Artikel deutlich macht, was die über 2000-jährigen Wurzeln des Taekwon-Do sind, auch wenn es den Namen „Tae-Kwon-Do“ erst verhältnismäßig kurz gibt.
Autor aller Texte dieser Seite:
Großmeister
Harald Peter 9. Dan
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