Was ist Pradal Boran Khmer?
In Kambodscha existiert diese waffenlose Kampfkunst seit mehr als tausend Jahren. Belegt wird dies durch das Relief auf der Treppenwand der Elefantenterasse in Angko Tom.
Das Bild aus der Hochzeit der Khmer in Angko Tom zeigt Kampfszenen und die Segnung durch den Lehrmeister. Diese Kampfkunst ist in Kambodscha als Serey-Boxen (Pradal Serey) oder Khmer-Boran-Boxen (Pradal Boran Khmer) bekannt.
Diese Art zu Boxen (mit Faust, Unterarm, Ellenbogen, Fuß, Schienbein und Knie, dazu Ring- und Wurftechniken und geistig-spirituelle Übungen wie das Kun Khru) gibt es auch in den angrenzenden Staaten – zumal die damaligen Grenzen nicht den heutigen entsprechen. In Kambodscha ist es also das Khmer Boxen, in Burma das Burmesische Boxen, in Thailand das Thai Boxen und in Laos das Laotische Boxen.
Das weltweit eigentlich nur der Name „Thai-Boxen“ bekannt ist, liegt an den Verirrungen des Kommunismus, der mit Bürgerkrieg und Revolution fast ganz Südostasien überzog. Während Pol Pott in Kambodscha durch Folter, Massenmord und Konzentrationslager die Intelligenz des Landes auszurotten versuchte, das Volk brutal knechtete und die Wirtschaft gänzlich zum Erliegen brachte, konnte Thailand, verschont von solchem Elend, durch wachsende Wirtschaft und nicht zuletzt durch den sprunghaft ansteigenden Tourismus seine kulturellen Elemente weltweit bekannt machen und erntete Anerkennung für „Thai-Boxen“.
Heute verhindert der Nationalstolz und die politische Sturheit des thailändischen Verbandes ein gemeinschaftliches Auftreten. So ist es den thailändischen Kämpfern verboten an den offiziellen Boxveranstaltungen der Anrainerstaaten teilzunehmen. Von den Verbänden aus Kambodscha, Burma und Laos wird verlangt sich dem thailändischen Verband mit dem Begriff „Thai-Boxen“ unterzuordnen – das geht natürlich nicht. Diese arrogante, unsportliche Haltung verhindert eine weitere Stärkung dieser Kampfkunst wie z. B. die Gründung eines gemeinschaftlichen Weltverbandes und die Suche nach einem gemeinschaftlichen Namen, der sich am Inhalt, statt an heutigen Grenzen orientiert.
Ein bisschen mehr demokratischer Sportsgeist täte gut!
Was beinhaltet Pradal Boran Khmer?
Pradal Boran Khmer beinhaltet neben den Techniken auch Abhärtung und das Kun Khru, die Ehrung an den Lehrmeister.
Technik
- Fausttechnik (Dall)
- Unterarm- und Ellenbogentechnik (Wei Kheing, Pugh Kheing, Kheingh Boatt, Sog, Sork, Khap)
- Knietechnik (Wai, Bokk oder Laeng Chunggong)
- Beintechnik (Thott – z.B. Pkap-Chaan, Tro Mek – eine der berühmten Schiebetechniken im Khmer Boran Boxen, Wai Khmaong – Schienbeintechnik)
Abhärtung
Eine entscheidende Rolle spielen im traditionellem Pradal Boran Khmer die fast bis zur Schmerzlosigkeit abgehärteten Körperteile (Schienbein, Oberschenkel usw.). Die Abhärtung erfolgt in der Lehrzeit sanft aber stetig und zielgerichtet.
Kun Khru
Dieses Verehrungsritual an den Lehrmeister ist für jeden Schüler eine traditionelle Pflicht. In der Lehrzeit wird dieser „Kampftanz“ nach strengsten Regeln erlernt und vom Kämpfer vor jedem Kampf zur Pleang (traditionelle Musik, Pradal Pleang – traditionelle Boxmusik) ausgeführt. Der erfahrene Zuschauer kann am Khun Khru des Kämpfers erkennen woher er stammt, aus welcher Schule er kommt, wer sein Lehrmeister und wie erfahren er im Pradal Boran Khmer ist.
Autoren aller Texte dieser Seite:
Großmeister Harald Peter 9. Dan und
Großmeister Voeurn Vath 6. Dan
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